Studenten setzen bei Arbeitgeberwahl auf Sicherheit

Quelle: pixabay.com
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Bei Absolventen steht eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst hoch im Kurs. Kultureinrichtungen und Wissenschaft gelten ebenfalls als beliebt. Die Automobilindustrie schneidet hingegen nicht gut ab. Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Untersuchung wurden in deutschen Universitätsstädten rund 2.000 Studenten befragt.

Die Attraktivität des öffentlichen Dienstes liegt für viele Teilnehmer wahrscheinlich in der Befriedigung ihres Bedürfnisses nach Sicherheit. Über die Hälfte gibt Jobsicherheit als wichtigsten Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers an. Gehalt und eventuelle Gehaltssteigerungen empfinden 44 % der Befragten als wichtig. Kollegialität wird von 41 % geschätzt.
Für einen Job im öffentlichen Dienst nehmen die jungen Menschen einen vergleichsweise geringen Verdienst in Kauf. So liegt hier das Einstiegsgehalt durchschnittlich noch unter dem Niveau aller Branchen. Banken bieten mit durchschnittlich 40.100 Euro das höchste Einstiegsgehalt. Die Industrie belegt mit 40.000 Euro Platz zwei. Mit 39.500 Euro folgt die Automobilindustrie.

Oliver Simon, Leiter der Personalabteilung von EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist erstaunt: „Junge Berufsanfänger in Deutschland haben während ihrer Studienzeit wirtschaftlich eigentlich nur eines erlebt: Es ging immer weiter nach oben, die Konjunktur entwickelte sich gut, die Arbeitslosigkeit ging massiv zurück. Heute suchen die Firmen dringend Fachkräfte. Hochschulabsolventen finden in dieser Situation vergleichsweise einfach einen Job. Daher ist es schon verwunderlich, dass sie so auf Sicherheit bedacht sind und offenbar das Risiko weitgehend scheuen.“
Verständlich wird die Entscheidung allerdings, wenn man sich die derzeitige Unsicherheit der Industrie vor Augen hält. Aufgrund der Digitalisierung wurden hier ganze Geschäftsmodelle verändert, die eine Annäherung vieler Branchen untereinander beschleunigt. Den Grund dafür, dass die Automobilindustrie vergleichsweise schlecht im Ranking abschneidet, kann mit der Dieselkrise zusammenhängen. Außerdem streben Ingenieure inzwischen vermehrt in die Industrie, wo aktuell 53 % landen. Vor zwei Jahren waren es nur 35 %. Die Autoindustrie lag vor zwei Jahren ganz vorn. In diesem Jahr kann sie nur noch 19 % verzeichnen.

Bei der Unterscheidung zwischen Frauen und Männern fällt auf, dass insbesondere für die männlichen Studenten der öffentliche Dienst die Automobilindustrie auf der Beliebtheitsskala abgelöst hat. Letztere taucht nicht einmal mehr unter den Top-5-Branchen auf. Auch für Frauen wird der öffentliche Dienst als Arbeitgeber immer interessanter. Bei 48 % von ihnen steht er auf Platz eins. Kultureinrichtungen und die Wissenschaft folgen auf den Rängen zwei und drei.
Die Wirtschaft ist nach diesen Ergebnissen derzeit nicht attraktiv genug für Studenten. Sie müssen sich Gedanken darüber machen, wie sie Berufsanfänger unabhängig von höheren Gehältern wieder von sich überzeugen können.

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