Zwanzig Fragen an Roland Wolf

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 Roland Wolf - Geschäftsführer, Leiter Abteilung Arbeitsrecht, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Berlin
Roland Wolf - Geschäftsführer, Leiter Abteilung Arbeitsrecht, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Berlin

Was und wo haben Sie gelernt?
Rechtswissenschaften; Studium an der Universität Göttingen, Referendariat im Bezirk des Oberlandesgerichts Celle.

Waren Sie nicht Arbeitsrechtler geworden, was dann?
In jedem Fall Jurist; beim Übergang vom Studium ins Referendariat stand allerdings zur Diskussion, nach einem Theologiestudium die Laufbahn eines Priesters in der römisch-katholischen Kirche anzustreben.

Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?
Die Arbeit in der BDA ist wirtschaftsnah und höchst abwechslungsreich. Das waren für mich die wesentlichen Gründe für die Wahl eines Arbeitgebers. Dass ich mich für die BDA entschieden habe, habe ich noch an keinem Tag bereut.

An meinem Beruf fasziniert mich/mag ich besonders ...
Siehe die zuvor beantwortete Frage. Hinzu kommt, dass die Anforderungen nicht nur durch den Arbeitgeber selbst, sondern auch durch Rechtsprechung und Gesetzgeber dem ständigen Wandel unterliegen. Das gilt gerade z. B. für das Thema Tarifautonomie und Tarifeinheit.

Wenn ich an meine ersten Berufsjahre denke ...
... denke ich besonders gern an die Zeit, in der ich mich mit den Fragen der Arbeitsförderung und deren Schnittstellen zum Arbeitsrecht beschäftigen durfte. Bei dem heute zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Arbeitsförderungsreformgesetz (AFRG; der Ersetzung des AFG durch das SGB III) handelt es sich um einen wesentlichen Meilenstein im Arbeitsförderungsrecht – man denke nur an die Frage der damals hoch streitig diskutierten generellen Anrechnung von Abfindungen auf das Arbeitslosengeld. Das Gleiche gilt für die intensive Betreuung des Themas Altersteilzeit. Sehr gern denke ich dabei auch an die Zusammenarbeit mit den zuständigen Mitarbeitern und dem zuständigen Referatsleiter in der damaligen Bundesanstalt für Arbeit und meine Tätigkeit als Mitglied der Selbstverwaltung in Nürnberg.

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem beruflichen Weg am meisten genutzt?
Besser eine falsche Entscheidung als gar keine Entscheidung.

Welche (sozialen) Netzwerke nutzen Sie?
Nutze ich fast gar nicht.

Welche berufliche Entscheidung wurden Sie ruckwirkend anders treffen?
Ende der 90-er Jahre hatte ich ein sehr spannendes Angebot im Öffentlichen Dienst, das mit einer klassischen Verwaltungstätigkeit nicht viel gemein hatte. Das war schon verlockend, im Ergebnis habe ich mich aber richtigerweise dafür entschieden, bei der BDA zu bleiben.

Arbeitnehmer sind dann gut, wenn ...
... sie mit hohem Engagement und Eigeninitiative die an sie gerichteten Aufgaben angehen und auch vor komplexen Anforderungen nicht zurückschrecken.

Was war Ihre schwerste Entscheidung als Arbeitsrechtler?
Die in der Frage insinuierte Belastung, z. B. durch eine Maßnahme der Personalreduzierung und Kündigungen, musste ich bisher nicht treffen.

Welche Themen sind für Sie die wichtigsten der nächsten zwölf Monate?
Dies hat sich leider in den letzten zwölf Monaten nicht geändert und wird sich voraussichtlich auch in den nächsten zwölf Monaten nicht ändern: Die Erhaltung unserer Tarifautonomie durch eine gesetzliche Regelung der Tarifeinheit. Im Individualarbeitsrecht beobachte ich mit Sorge, dass von ganz unterschiedlicher Seite flexible
Beschäftigungsformen und flexible Beschäftigung diskreditiert werden. Das gilt nicht nur für Teilzeitarbeit, das gilt ganz besonders auch für Arbeitnehmerüberlassung und befristete Arbeitsverhältnisse. Es gilt mittlerweile sogar für ganz andere Vertragstypen, die unser Wirtschaftsgeschehen prägen, wie Werk- und Dienstverträge. Solche Diskussionen bedrohen den gesamten Standort.

Arbeit bedeutet mir ...
... sehr viel! Mit den Worten des großen Preußenkönigs Friedrichs II.: „Es ist nicht wichtig, dass ich lebe, sondern dass ich tätig bin!“

Was fällt Ihnen zu „Arbeit und Arbeitsrecht“ ein?
Arbeit und Arbeitsrecht war für mich eine der ersten Zeitschriften (nächst NZS und NZA – in dieser Reihenfolge), mit der ich beruflich als Autor Kontakt hatte. Den Einstieg haben wir damals über das Thema Altersteilzeit gefunden. Mit der damaligen Chefredakteurin stand ich in einem regen Austausch.

Was lesen Sie in AuA zuerst?
Zumeist das Geleitwort.

Welche Rituale pflegen Sie?
Ich bin kein Mensch fester Rituale. Wahrscheinlich könnte man aber den sonntäglichen Kirchgang hierunter fassen.

Mit wem wurden Sie gerne mal ein Bier trinken?
Über diese Frage habe ich mir noch niemals Gedanken gemacht.

Wohin wurden Sie gerne einmal reisen?
Schottland und Rom.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?
Fachbücher klammere ich an dieser Stelle einmal aus, Enneccerus und Larenz sagen ohnehin einigen nichts mehr. Im Sachbuchbereich wahrscheinlich Diewald, Deutsche Geschichte, und Haffner, Preußen ohne Legende; aus der Belletristik Buddenbrooks von Thomas Mann und Theodor Storms Schimmelreiter.

Ihre größte Leidenschaft ist ...?
Da gibt es zu Unterschiedliches.

Verraten Sie uns Ihr Lebensmotto?
Erst wäg´s, dann wag´s!

Vita: Jahrgang 1964, Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Arbeitsrecht der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Spitzenorganisation der Arbeitgeber in Deutschland. Im Jahr 1996 trat Herr Wolf als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Bundesvereinigung (Abteilung Arbeitsmarkt) ein. Zum 1. April 1997 wurde er Mitglied im Verwaltungsrat der damaligen Bundesanstalt für Arbeit und war hier Obmann der Arbeitgebervertreter im Leistungsausschuss. Im Juli 1999 zum stellvertretenden Abteilungsleiter der Arbeitsmarktabteilung berufen, wurde Herr Wolf im Mai 2001 Abteilungsleiter der Abteilung Arbeitsrecht und ist seit Juli 2005 Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.

Arbeitgeber sind oft verunsichert, wie sie mit Betroffenen umgehen sollen. Das Buch gibt ein umfassenden Einblick ins Thema.

Redaktion (allg.)

· Artikel im Heft ·

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