Führungskräfte als moralische Instanz

© Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de
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Papier ist geduldig, heißt es. Man ist geneigt, Papiere mit Wertekatalogen und Führungsgrundsätzen für noch geduldiger zu halten. Doch nein: Mittelständische Unternehmen setzen die Inhalte durchaus konsequent um.

Das zeigt die aktuelle Studie „Ethics in Business“ des Teams von Prof. Dr. Beschorner von der Universität St. Gallen. Danach „besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen den Aktionsfeldern ‚Unternehmenswerte und Führung‘ und ‚werteorientierte Personalwirtschaft‘“, so Beschorner.

Allerdings beschränkt sich die „werteorientierte Personalwirtschaft“ nicht nur auf angemessene Löhne. Wichtig sind auch eine Geschlechtergleichstellung am Arbeitsplatz sowie eine gelebte kulturelle und religiöse Vielfalt. Zudem sollte jeder Arbeitnehmer genug Freiraum haben, um sich individuell zu entfalten.

Das lässt sich nur verwirklichen mit integeren Führungskräften. Sie sind in gut 90 % der befragten Firmen nämlich erste Ansprechpartner für die Mitarbeiter bei einem moralischen Dilemma. „Die Unternehmen tun deshalb gut daran, in die moralische Kompetenz ihrer Führungskräfte zu investieren“, ist Beschorner überzeugt.

Doch nur Unternehmenswerte auf „geduldigem“ Papier niederzulegen, reicht nicht. „Grundsätze können motivieren, garantieren aber noch keine verantwortungsbewusste und integre Führung. Vor allem dann nicht, wenn die Vergütungs- und Bonussysteme Leistung allein anhand wirtschaftlicher Parameter, wie Umsatz oder Ergebnis, bemessen“ warnt Beschorner. Ohne weiche Erfolgsfaktoren läuft nichts, das zeige die Studie.

Das hat ein Teil der untersuchten Unternehmen auch bereits erkannt. So ist bei knapp 40 % die Kundenzufriedenheit ein Kriterium für Erfolgsboni. Gut 30 % haben die Mitarbeiterzufriedenheit und die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter als Maßstab aufgenommen. 13 % setzen sogar auf ganzheitliche Verantwortung und verpflichten ihre Führungskräfte auf ökologische Ziele.

Für die Studie wurden 81 mittelständische Unternehmen analysiert, die sich in besonderem Maße der Gesellschaft verpflichtet fühlen.

 

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